Gedankenschnipsel

Tag // Wie ich zum Elefanten werde – unbeliebte Buchmeinungen

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Bei meinem allnachmittäglichen Blog-Schmökern bin ich heute über den Beitrag „Wie ich zum Elefanten werde – unbeliebte Buchmeinungen“ von Elli auf ihrem Wortmagieblog gestolpert. Zum Glück, muss ich sagen, denn sie spricht mir aus der Seele.

In Unterhaltungen über bestimmte Bücher fühle ich mich manchmal, als wäre ich wieder 13, umringt von giggelnden Weibchen, die sich über den neuesten Schulschwarm die Mäuler und Ausschnitte zerreißen. Und wenn man dann anmerkt „Öh, der ist doch gar nicht so – „ lässt man den Rest des Satzes besser mit betretenem Schweigen ausklingen, weil man plötzlich alle bösen Blicke in Reinform auf sich gezogen hat.

Das ist mir tatsächlich schon öfter passiert, und jedes Mal habe ich lieber panisch den Kopf eingezogen, als weiter zu sprechen und damit den immerwährenden Hass meiner Mitleser auf mich zu ziehen. Und hinterher denke ich mir stets: Meine Güte, Renteln, sag doch einfach, was Phase ist! Wie meine Philosophielehrerin schon immer so schön sagte – der Himmel ist gut und gerne auch grün, wenn man nur die richtigen Argumente hat, um andere davon zu überzeugen.

Deswegen zupfe ich mir mal ein kleines Stückchen Mut von Elli ab und werde euch beweisen, dass der Himmel grün ist. Auch wenn ich damit Gefahr laufe, ebenfalls zum Elefanten zu werden. Ich beantworte also die Frage:

 

Welche Meinungen über Bücher machen euch zum Außenseiter?
Welche berühmten, erfolgreichen, angeblich wertvollen Bücher oder AutorInnen könnt ihr nicht leiden und warum?

 

Stephenie Meyer hat mit ihrer Biss-Reihe ja einen sagenhaften Hype entfacht, der pubertierende Mädchen samt deren Mütter reihenweise die Knie weich werden ließ. Und auch ich gebe zu, ich habe die Bücher gelesen und stellenweise auch ein bisschen mitgelitten. Nun ja, zumindest bis Kristen Stewart und ihr eingefrorener Gesichtsausdruck mein Kopfkino zerstört haben. Es gibt da allerdings etwas, was mir sehr, sehr sauer aufgestoßen ist. Und jedes Mal, wenn ich mir wieder das schrill-euphorische Gelaber eines schmachtenden Twilight-Fans (Mädchen, Twilight heißt nur der erste Teil, verdammte Axt, Twilight 2, Twilight 3 und Twilight 4 GIBT ES NICHT, DIE HEIßEN ANDEEEEERS!!!) frage ich mich leicht gereizt, ob das eigentlich sonst niemandem auffällt. Es geht sich um folgendes: Der wunderbare, oberlippenlose Edward ist ja ein Vampir. Und wie die ewig gleich dreinblickende Kristen Stewart im cineastischen Schmalzmeisterwerk so fachrichtig bemerkte, sind Vampire ja blutleer. Fragt sich niemand außer mir, wie es dann kommt, dass in zwei von vier Büchern quasi dauerhaft miteinander kopuliert und am Ende sogar geschwängert wird? Ich will ja durchaus die Möglichkeit einräumen, dass ich im Biologieunterricht nicht richtig aufgepasst habe, als die Geschlechtsmerkmale des Mannes behandelt wurden, aber in meinem Verständnis spielen Blut und Schwellkörper da eine durchaus primäre Rolle. Bei Edward offensichtlich nicht. Der kann das alles ohne Blut in der Lendengegend. Mir als kreativem Menschen drängen sich da mehrere kuriose Kopfkinobilder auf, wie er die dauernde Kopulation ohne Erektionsfähigkeit weil Blutleere bewerkstelligt haben könnte. Allerdings bezweifle ich, dass Stephanie Meyer sich solche Gedanken gemacht hat, bevor sie solchen Stuss nieder schrieb. Aber gut, Stephanie Meyer denkt schließlich auch, 17-jährige Mädchen stünden auf klassikhörende Schmalzbuben mit über die Schultern gehängtem Kaschmirpulli. Mein Vater hätte den aus dem Haus gejagt. Aber mein Vater ist ja auch nicht Billy Burke.

Eine weitere Grausamkeit der Literatur-Geschichte hat Elli ja schon beschrieben. Ich kann da nur zustimmen. „Filme sind nie so gut, wie die Bücher, auf denen sie basieren.“ Immer wenn das jemand sagt, nicke ich immer gottergeben und denke mir, hmm… Der hat wohl auch noch nicht den Herrn der Ringe gelesen. Meine Güte, was drei toootlangweilige Papierverschwendungen. Man fängt mit Band 1 an, ist frohen Mutes – die Filme waren ja so toll, da müssen die Romanvorlagen ja wahre Meisterwerke sein! Dann vergehen die ersten drölfzig Jahre, bevor der gute Frodo überhaupt erst mal losläuft und man denkt sich – Mensch, der hat sich im Film für sein stattliches Alter aber wirklich gut gehalten. Und dann laufen sie. Und laufen. Und laufen. Gefühlt dreitrilliardenvierhundertneunundachtzig Seiten lang laufen sie. Und kommen an das Gemüsefeld, das sie im Film schon nach den ersten siebzig Sekunden erreicht hatten. Da machen sie Pause. Und dann laufen sie. Und laufen. Und… Ihr kennt das Spiel. Und als Leser denkt man sich dann, najaaaa… Tschakka. Das wird schon noch. Es gibt eben Bücher, die sind am Anfang etwas langatmig, bevor die Handlung Fahrt aufnimmt. Und man liest weiter, mit etwas Koffein, um nicht einzuschlafen und ganz viel Hoffnung auf viele spannende zukünftige Momente. Und dann gibt es da Frodo. Meine Güte. Was wäre die Geschichte schön geworden, wenn wir einfach dieses weinerliche Riesenbaby statt des Ringes in den Schicksalsberg geschmissen hätten. Warum war Sam nicht der Held? Mit dem wäre Mittelerde schon nach anderthalb Tagen völlig safe gewesen. Aber nein. Ich musste mir drei Bücher lang Frodos Geplärre anhören. Würg.

Zu Süßkinds Parfum hat Elli bereits alles gesagt. Sieben Jahre um am eigenen Arm zu riechen? Wow. Bei dem ist genetisch definitiv weit mehr schief gelaufen als die hypersensitive Nasenschleimhaut.

Nun gut, kommen wir abschließend zu Robinson Crusoe. Ich weiß, ich weiß, jetzt gehe ich zu weit. Und ja, ich gebe zu, trotz meiner nun folgenden Kritik ist Robinson Crusoe eines meiner absoluten Lieblingsbücher, quasi der tatsächliche Beginn meiner literarischen Leidenschaft. Aber mal im Ernst. Wer hat Dafoe gesagt, man bräuchte erst noch unzählige Seiten uninteressantes Geplappere über völlig sinnfreie Beweggründe für Crusoes Seefahrerkarriere? Wen interessiert es, ob der Vater seinen Sohn lieber als Bäcker oder Prostituierte gesehen hätte. Er fährt zur See und damit Basta. Ich glaube, ich habe mir diesen ersten Teil erst zwei Mal tatsächlich angetan. Das zweite Mal, weil ich dachte – naja, mein Gott, vielleicht warst Du letztes Mal einfach noch nicht bereit, nicht aufmerksam genug. Aber nein, ich war voll da. Nur eben unfassbar gelangweilt.

Crusoes Leben auf der Insel ist der Wahnsinn. Ich bin bis heute fasziniert von allem, was mit dem Robinson-Crusoe-Thema zu tun hat. Die Serie Lost, die DS Spiele Lost in Blue.. Alles rund um das Thema ist für mich der absolute Hit. Aber mal im Ernst, wer sowohl den Ackerbau, die Medizin, den Fischfang und das komplette Handwerk neu erfindet sollte doch wohl auch in der Lage sein, sich ein Floß zu bauen, das weiter als zwei Meter fünfzig schwimmt. Der Typ hat ein komplettes Bollwerk inklusive Zweitwohnung und Burggraben aus dem Fels gehauen (sprichwörtlich UND buchstäblich) – aber ein Floß und ein Behälter für Wasser und Essen? Nein. Völlig unmöglich. Hallo? Was fällt mir ein. Da bleibt man natürlich lieber 50 Jahre auf der blöden Insel hocken. Aber gut. Der Rest des Buches entschädigt mich. Aber richtig mitgedacht hat Dafoe da trotzdem irgendwie nicht.

Puh, jetzt ist es raus. Ich bin befreit. Naja, zumindest bis mir wieder ein solches „Wunder“werk in die Hände fällt. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass man sich auch mal negativ darüber äußern darf, weil es liebe, gleichgesinnte Bloggerkollegen gibt, die ähnlich kritischer Meinung sind.

Vielen Dank, liebe Elli!

PS: Ach ja, um meiner spitzen Zunge noch mal für zweieinhalb Zeilen den metaphorischen Maulkorb  anzulegen: Bei aller Kritik, und allen humoristischen Beileidigungen möchte ich noch mal klarstellen, dass ich größten Respekt vor allen Schriftstellern habe, die es schaffen, ein Buch zu Ende zu bringen und zu veröffentlichen. Ich ziehe da wirklich den Hut, selbst wenn sich in das ein oder andere Werk die ein oder andere Länge oder Unsinnigkeit geschlichen hat.

10 Kommentare zu „Tag // Wie ich zum Elefanten werde – unbeliebte Buchmeinungen

  1. Herrlich! Ich habe so gelacht! 😀 Du hast völlig Recht, natürlich sollte Edward zu keinerlei amouröser Aktivität in der Lage sein. Auch ich habe darüber während des Lesens überhaupt nicht nachgedacht, aber jetzt, wo du es sagst… 😀
    Bei allem anderen sind wir voll einer Meinung, bis auf „Robinson Crusoe“, weil ich den noch nicht gelesen habe. Jedenfalls nicht richtig. Irgendwann mal als Kinderversion. 😉

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    1. Ich danke Dir! 🙂 Und ich hoffe, dass sich noch ganz viele andere Leute zu Deinem Beitrag melden und ihre Gedanken posten. Würde mich brennend interessieren, ob das noch andere so sehen wie wir 😉

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  2. Ein wundervoller Beitrag und ich muss dir zustimmen, was die Bücher von “Herr der Ringe” angeht, da ist die Verfilmung eindeutig besser.Auch wenn ich die Bücher sehr schätze. 🙂 Den Meyer-Hype um Twilight ist mir auch einfach zu viel gewesen, den ersten Band habe ich noch gelesen und gelinde gesagt, ich habe nicht so ganz verstanden, was die Leute an Edward fanden. Die Filme habe ich mir nicht angetan.
    Außerdem finde ich, dass jeder ein Buch anders sieht und gerade dies finde ich gut. Mir gefallen auch kritische Meinungen zu einem Buch, ebenso wie positive. Aber am besten bildet man sich immer noch seine eigene Meinung und vertritt die auch. Auch wenn es dann für die positiven Buchliebhaber schwierig ist, aber auch die sollten andere Meinungen akzeptieren.

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  3. Ein sehr schöner Beitrag. Ich fand die Biss-Reihe ehrlich gesagt von Anfang bis Ende einfach nur Müll. Habe mich da durch gekämpft, weil alle dieses Buch so absolut toll fanden und ich mich fragte “Warum?” (und das tu ich jetzt noch). Da macht dieser “kleine Plotfehler” (*hüstel*) das Drama darum auch nicht viel größer 😉
    Ich hatte überlegt selbst einen kleinen Beitrag zum Elefantenthema zu schreiben, da mir noch das eine oder andere Buch im Kopf rumschwirrt. Aber ich weiß noch nicht, ob ich mir das wirklich antun möchte.
    Für mich sind diese Bücher trotz ihrer Schrecklichkeit immer noch Motivation. Ich denke immer: wenn die es schaffen mit dem Mist ein Buch zu veröffentlichen, dann kann ich das mit meinem Schund auch eines Tages. (und ja ich bin auch ein gaaaanz klein wenig neidisch auf diese Personen die es schon geschafft haben 😉 )

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    1. Stimmt, das sehe ich ähnlich und habe es ja auch noch im PS mit drunter gesetzt 😉 Trotz der kleinen oder großen Schnitzer, die sich in manchen Büchern finden, habe ich größten Respekt für jeden, der den nötigen Ehrgeiz und das immense Durchhaltevermögen hat, um tatsächlich ein Buch zu schreiben und dann noch zu veröffentlichen. Irgendwann – sagten schon Pinkie und Brain! 🙂 Ich nehme mir ein Beispiel – und hoffe, dass sich in mein Erstlingswerk nicht ganz so viele Fehler einschleichen 😀

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  4. Ach das ist ja super 😀 Mensch… ich habe gegrinst als ich deinen Post gelesen habe.
    Das mit der “Biss” – Reihe ist voll meine Meinung. Ich habe mir den ersten Teil der Filme angetan, danach nie wieder. Da bleibe ich lieber in meiner Bücherwelt. Das da und dort mal nicht ganz nach “Plan” läuft ist besser als mir 4 oder 5 (?!) Filme mit dem Ausdruckslosen Gesicht von Kristen Stewarts zu schauen. Schnell produziert um viele einfach Mädchen ins Kino zu locken 😉
    Zu Herr der Ringe… ja es ist tatsächlich einfacher die Filme zu schauen. Einmal bisher habe ich mir die Bücher angetan obwohl ich mit einer der größten HdR Fans bin, aber das gesülze um Frodo geht mir wirklich auf den Nerv. Der wird z.B. ab dem zweiten Film übersprungen… Das ist verschenkte Zeit bei einem HdR – Marathon 😀
    Robinson Crusoe hab ich leider nicht gelesen… :/ Aber naja… Klassiker kommen erst nach der Schulkarriere. Wenn ich zu nichts mehr gezwungen werde 😉
    Liebste Grüße und super Post
    Cörnchen ❤

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    1. Liebes Cörnchen,

      dankeschön 🙂 Genau so sieht es aus! Herr der Ringe ist der Hammer, aber Frodo? Mäh! Ich hätte aber wirklich nicht gedacht, dass ich mit meiner Meinung so viele Köpfe treffe 🙂 Das freut mich! Danke für den Post 😉

      Liebe Grüße
      Jule

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  5. 😀 Ich bin also nicht der einzige Mensch da draußen, der sich gefragt hat, wie diese Vampirromanze hingehauen hat – ganz ohne Blut und Puls 😀
    Bitte, bitte öfter man meckern – du sprichst vielen aus der Seele 🙂 Dann werden wir eben eine Elefantenherde. Das ist auch viel schöner als allein.

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    1. So wie im Dschungelbuch! Und ich bin der kleine Dicke! Dödödöm dömdöm dödödöm dömdöm! 😀 Ich danke Dir und ich verspreche: Ich werde weiter meckern! Und schau doch auch mal bei Elli auf dem Wortmagieblog vorbei, der hab ich ja quasi hinterher gemeckert 😉

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